Sortenreines Regranulat aus K-Verbunden
Auch für Kunststoffabfälle aus Haushalten (post-consumer Abfälle) ergeben sich neue Möglichkeiten. Diese werden i.d.R. von Sortieranlagen in diverse Fraktionen sortiert, die sich in Zusammensetzung und Qualität unterscheiden. Auch in modernen Sortieranlagen bleibt eine gewisse Restfraktion gemischter Kunststoffe, wie z. B. Mehrschicht-Folien bestehend aus unterschiedlichen Kunststoffarten, übrig, die von den konventionellen mechanischen Recyclinganlagen nur schwer oder gar nicht behandelt werden kann. Diese Fraktion wird heute meist der Verbrennung zugeführt. Mit dem Newcycling-Verfahren kann diese gemischte Fraktion wieder hochwertig aufbereitet werden, was dem Ziel einer Kreislaufwirtschaft entgegen kommt.
Newcycling ist ein mehrstufiges lösemittelbasiertes, chemisch-physikalisches Recyclingverfahren und eignet sich sowohl für Folien und flexible Verpackungen als auch für Rigid-Verpackungen. Im Prozess lassen sich beispielsweise mehrschichtige Verpackungsfolien aus HDPE/PA oder HDPE/ PET auf eine Flake-Grösse von circa 20 Millimetern zerkleinern. Die Flakes werden dann in einen Lösemittelbehälter geleitet und das PE in Lösung gebracht. Das PA löst sich nicht, an den Polymerketten wird nichts verändert. Nach einer gewissen Zeit wird der Inhalt des Lösemittelbehälters in eine Zentrifuge gepumpt. Diese trennt die flüssige von der festen Phase – in dem Fall das gelöste PE von dem nicht gelösten PA. Der Feststoffstrom gelangt anschliessend in die Extrusion. Das Lösemittel wird durch Entgasen entfernt und das PA granuliert. Der flüssige Strom – das gelöste PE mit Lösemittel – wird über verschiedene Stufen auf einen bestimmten Prozentsatz reduziert und schliesslich mit noch relativ viel Lösemittelanteil der Extrusion zugeführt. Das Lösemittel wird hier wieder durch Entgasen entfernt und das PE granuliert. «Das Ergebnis sind sortenreine Regranulate (z.B. PE oder PA) mit Eigenschaften ähnlich Neuware», erklärt Florian Riedl, Leiter Business Development Newcycling. «Zudem zeichnet sich das Verfahren durch höchste Kosteneffizienz aus, was wettbewerbsfähige Marktpreise der Granulate ermöglicht.» Bei gemischten post-consumer Kunststoffabfällen als Aufgabegut erfolgt die Trennung ebenfalls in einen Feststoffstrom und einen flüssigen Strom.
Jedoch bleiben am Ende des Prozesses bis zu 30 Prozent Reststoffe als Mischfraktion übrig. Nur die Hauptkomponente PE wird zu 70-80 Prozent extrahiert. Das erste Newcycling-Werk am Standort Merseburg soll noch in diesem Jahr die Serienproduktion aufnehmen. «Derzeit bauen wir unsere Newcycling Pilotanlage zu einer industriellen Produktionsanlage um, die im dritten Quartal 2018 die Serienproduktion aufnehmen wird, mit einer Jahreskapazität von 8000 t. Im ersten Schritt werden wir post-industrial Abfälle als Input-Material verwenden. Aber im nächsten Schritt werden wir auch gemischte post-consumer Abfälle verwerten können» bestätigt Riedl.