Merseburg, 09. Juni 2020 – Das kürzlich vorgestellte Wachstumsprogramm der Europäischen Kommission, welches darauf zielt die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie nachhaltig zu überwinden, ist unerlässlich, so dass die Entsorgungs- und Recyclingbranche die Kreislaufwirtschaft in Europa weiterhin verwirklichen kann. „Die Kreislaufwirtschaft muss das grundlegende Prinzip für alle Krisenüberwindungs- und künftige Wachstumspläne sein – insbesondere in Bezug auf den Kunststoffsektor“, sagt Klaus Wohnig, Vorsitzender des Vorstands der APK AG.
“Die COVID-19-Pandemie hat die Versorgungsketten der Recyclingunternehmen stark beeinträchtigt und ein extrem, niedriger Preis für Neuwaren-Kunststoffe setzt die Hersteller von Kunststoff-Rezyklaten zusätzlich unter Druck. Die Abnahme ist gravierend eingebrochen’. Diese Entwicklung steht in völligem Widerspruch zu dem ehrgeizigen Green Deal der Europäischen Kommission, welcher darauf zielt, die Qualität von Kunststoffrezyklaten zu verbessern, Ressourceneffizienz zu fördern und Emissionen zu reduzieren. „Wir müssen die COVID-19-Pandemie mit Hilfe dieses Wachstumsprogrammes überwinden. Doch ist das Programm gleichzeitig eine Chance, in Green Deal-konforme Infrastruktur zu investieren und somit neue Weichen für Europas industrielle Entwicklung in den kommenden Jahrzenten zu stellen.“
Innovative Recycling-Technologien für Kunststoffe und entsprechende Investitionen müssen eine zentrale Rolle bei dem Wandel der Kunststoffbranche hin zu einer Kreislaufwirtschaft spielen. Das EU Wachstumsprogramm sowie alle bereits angestoßenen und demnächst beginnenden Green Deal-Initiativen müssen marktreife Technologien, wie beispielsweise lösemittelbasiertes Recycling, fördern – einhergehend mit mittelfristig relevanten Ansätzen wie chemischem Recycling.
In Abgrenzung zu herkömmlichem, mechanischem Recycling kombinieren lösemittelbasierte Recycling Prozesse, wie die Newcycling®-Technologie der APK, einen mechanische Vorbehandlung mit einem lösemittelbasierten Reinigungsschritt. Der gelöste Kunststoff wird von verschiedenen Verunreinigungen, wie organischen Fremdstoffen, Farben oder verschiedenen Additiven, gesäubert. Dies resultiert in Kunststoffrezyklat mit neuwarenähnlichen Eigenschaften. Darüber hinaus können in lösemittelbasierten Prozessen auch komplexere Abfallströme und Kunststoffabfälle, wie Mehrschichtfolien, verwertet werden. Die verschiedenen Kunststoffe werden einfach während des Lösungsschrittes getrennt. Momentan werden lösemittelbasierte Recyclingansätze wie Newcycling® häufig und fälschlicherweise unter den Begriff chemisches Recycling eingeordnet. Die Prozesse und Vorteile der Technologien müssen jedoch voneinander getrennt evaluiert werden. Der größte Unterschied von lösemittelbasierten Prozessen wie Newcycling® und chemischem Recycling ist, dass ersteres die molekulare Struktur des Kunststoffes nicht beeinflusst. Die während der Polymerisierung aufgewendete Energie bleibt somit erhalten. Die Umweltwirkung von Newcycling® ist somit geringer und es werden ebenfalls hochwertige Rezyklate produziert.
„Mit Newcycling® wollen wir nicht irgendeinen Kreislauf für flexible Verpackungen und Mehrschicht-Anwendungen schließen. Wir zielen auf den kleinsten und effizientesten Kreislauf – beispielsweise von der Verpackung, zu Abfall und dann wieder zum gleichen Verpackungsformat“, sagt Jürgen Flesch, Chief of Technology, APK AG. „Unser Prozess legt außerdem ein besonderes Augenmerk auf die Reduzierung von Emissionen‘. Newcycling® Polyethylen- und Polyamid-Rezyklate verfügen über einen im Durschnitt 66% geringeren CO2-Fußabdruck als die entsprechende Neuwarenkunststoffe. Die Technologie ist nicht nur ein Eckpfeiler für eine kreisläufige Kunststoffindustrie, sondern kann auch einen bedeutenden Beitrag zu den Klimaschutzzielen der EU leisten.
Lösemittelbasiertes Recycling fällt unter die Definition von Recycling in der EU Abfallrahmenrichtlinie. Alle relevanten gesetzgeberischen Initiativen der EU, die ein effizientes Entsorgungs- und Abfallmanagement befördern, müssen innovative Recycling-Technologien und deren Einfluss auf die Berechnung der EU Kunststoff-Recycling-Quoten berücksichtigen. Nur so können Investitionen in einen zukunftsorientierten Mix an Recycling-Technologien gestärkt werden und damit die Bemühungen der EU Mitgliedsstaaten, die Ziele der EU und der Circular Plastics Alliance in den kommenden Jahren zu erreichen.